Die Frage, was Auferstehung bedeutet, hat schon die Jünger Jesu bewegt. Die Festbräuche im Jahreskreis verbinden damit das Erwachen der Natur im Frühling. Wir Christen feiern an Ostern die Auferstehung Jesu. Viele denken dabei an ein Geschehen unmittelbar nach dem Kreuzestod Jesu vor zweitausend Jahren als Geheimnis des Glaubens, das unser ewiges Heil jenseits unserer irdischen Existenz begründet. Die Texte des Neuen Testaments lassen jedoch Auferstehung in Bezug auf unser aktuelles Leben in dieser Welt denken. Der Auferstandene erscheint den Jüngern und ruft sie von neuem zur Nachfolge. Für Paulus ist die Gemeinde der Leib Christi, sind die Christen lebendige Glieder seines Leibes. So hat der unter Pilatus hingerichtete Jesus nun ihre Augen, Ohren, Münder, Hände und Füsse, um die Heilsbotschaft vom Anbruch des Reiches Gottes in Wort und Tat zu verkünden und in der Welt aufscheinen zu lassen, um sie heilend zu verwandeln. Schon hier und jetzt. Das in unserer Gegenwart anbrechende Reich Gottes steht ja im Zentrum des Wirkens Jesu. Er entdeckt dieses heilvolle Handeln Gottes in dessen schöpferischer Sorge für die Vögel des Himmels und die Blumen auf der Wiese sowie in seinem eigenen Handeln und Reden. So ruft er seine Jünger zur Umkehr auf, aus dem Kleinglauben heraus ins Vertrauen, um sich verwandeln zu lassen in die Vollkommenheit des himmlischen Vaters, dessen unbedingte Fürsorge und grenzenlose Vergebungsbereitschaft nachzuahmen und so leidenschaftlich zu leben für Gerechtigkeit und Erbarmen, Sanftmut und Friedfertigkeit, in engagierter Solidarität, absolutem Gewaltverzicht und Feindesliebe. Wo wir bereit sind, dafür unser Leben zu geben, wird Jesu Auferstehung zum Heil der Welt hier und heute. Von Herzen wünsche ich uns dieses Frühlingserwachen auf unserer winterlichen Erde voll Unversöhnlichkeit, Verblendung und Gleichgültigkeit. Dass wir wenige sind, muss uns nicht irritieren, spricht doch Jesus vom Reich Gottes als dem Senfkorn, von den Jüngern als dem Salz der Erde und dem Licht der Welt, von der Gemeinde als der Stadt auf dem Berg, die nicht verborgen bleiben kann.

Eduard Ludigs, dipl. Theologe

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Quelle: kath-schaffhausen-reiat.ch