Gedankensplitter – Von Christkönig zum Kind in der Krippe und umgekehrt

Das Kirchenjahr neigt sich dem Ende zu, nur noch wenige Tage und wir feiern Christkönig – den krönenden Abschluss des Kirchenjahres. Umso ungewohnter war es, gestern schon die Krippenfiguren vom Estrich zu holen. Ja, Sie lesen richtig, meine Krippenfiguren kamen schon zum ersten Mal zum Einsatz.

Gestern nämlich durften Maja Hug und ich 17 Kinder begrüssen, die sich für das Krippenspiel in St. Konrad angemeldet hatten. Bis zu Weihnachten studieren sie das Krippenspiel ein, vertiefen sich spielerisch in die Geschichte von Jesu Geburt.

Natürlich müssen sie wissen, was sie da spielen, und so «rekonstruieren» wir jeweils zu Beginn die Weihnachtsgeschichte gemeinsam. Jedes Kind weiss etwas und steuert einen Baustein bei und so haben wir zum Ende miteinander die Geschichte von der Verkündigung bis zur Verehrung der drei Könige nachvollzogen und können mit dem Einstudieren beginnen.

Alle Rollen können gespielt werden, nur die Rolle des Christkindes in der Krippe bleibt unbesetzt. Das Jesuskind bleibt das Zentrum, über das sich am Ende des Spiels alle beugen, von dem sich alle berühren lassen, das noch tagelang ein warmes Gefühl ins Herz zaubern wird.

Ja, dieses Kind in der Krippe, das die Sterndeuter aus dem Osten als neugeborenen König verehrten. Ja, dieses Kind in der Krippe, das die Engel als Messias und Retter verkündet haben. Ja, dieses Kind in der Krippe, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt; es steht am Anfang des Kirchenjahres.

Vom neugeborenen König in der Krippe zu Beginn des Kirchenjahres, zum König, der sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzt, um die Menschen zu richten, am Ende des Kirchenjahres.

Wenn wir diese Verbindung sehen, erstaunt es nicht, dass dieser König der Herrlichkeit die Menschen daran misst, wie sie mit den geringsten ihrer Schwestern und Brüder umgehen: «Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan» – so hören wir an Christkönig.

Unser Messias, der als «Geringster» auf die Welt gekommen ist, als kleines, hilfloses Kind, ohne Zuhause, in ärmlichster Umgebung, identifiziert sich am Ende mit genau diesen Geringsten, den Armen, Gefangenen, Fremden, Hungernden, Kranken.

Wir kommen nicht drumherum. Als Christen werden wir daran gemessen, wie wir mit anderen umgehen, insbesondere mit jenen, die auf andere angewiesen sind. Und wenn wir dem nicht gerecht werden, ist das fatal, wie wir einmal mehr schmerzlich erfahren mussten.

So denke ich, ist es gar nicht schlecht, auch unter dem Jahr die Krippenfiguren zu betrachten. Dieses kleine Kind, das sich ausliefert, dieser Geringste, der sich mir anvertraut. Und vielleicht zeigt mir diese Sichtweise: Der Geringste, der mir begegnet, ist nicht in erster Linie Hilfsbedürftiger, sondern Christus, der sich mir anvertraut.

Dann merke ich, Christkönig und Weihnachten sprechen eigentlich die gleiche Sprache. Ist das nicht verheissungsvoll?

Bernadette Peterer, Pfarreiseelsorgerin

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Quelle: Pixabay