Gedankensplitter – Brücken verbinden
Haben Sie, liebe Leserin und lieber Leser, auch eine Lieblingsbrücke? Eine, die Sie immer wieder aufs Neue in ein (Er-)Staunen versetzt? Sei es, weil diese Brücke so faszinierend gebaut wurde oder einfach, weil Sie froh sind, dass dieser Weg mit dieser Brücke abgekürzt wurde und sie von A nach B bringt? Brücken vereinen Menschen, Landschaften und Welten. Sie überwinden Schluchten, unwegsame Täler und reissende Flüsse. Brücken bestehen aus Holz, Stein, Eisen oder Stahl.
Was macht eine Brücke aus? Eine Brücke ist ein Bauwerk, das über ein Hindernis gebaut wird. Oft sind solche Hindernisse Flüsse oder tiefe Täler, oft aber auch Strassen oder Eisenbahnstrecken. Über die Brücke kann man dann gehen oder fahren, um schnell auf die andere Seite der Strasse oder des Flusses zu gelangen.
Was muss eine Brücke erfüllen? Moderne Brücken müssen jede Menge Anforderungen erfüllen. Neben einem ästhetischen Aussehen muss die Brücke immer höheren Belastungen standhalten.
Brücken verbinden nicht nur geografische Orte, sondern auch Menschen und Kulturen. Sie ermöglichen den Austausch von Ideen, Wissen und Erfahrungen.
Brücken können als Symbol für Zusammenarbeit und Kompromiss dienen. Sie überwinden Hindernisse und ermöglichen es uns, gemeinsam Lösungen zu finden.
Brücken können auch als Metapher für persönliches Wachstum und Entwicklung dienen. Sie helfen uns, von einem Zustand zum nächsten zu gelangen und neue Erfahrungen zu machen. Verbinden und Trennen manifestiert sich in ihnen. Brücken erschliessen neue Räume, im geografischen wie übertragenen Sinne, sie ermöglichen Austausch und Handel. Darüber hinaus sind Brücken auch Zwischenräume und Schwellen des Übergangs. Im Sinne eines Uferwechsels bieten die Bauwerke die Gelegenheit, die Perspektive zu wechseln und einen neuen Blickwinkel einzunehmen. Brücken können auch als Sinnbild für Vertrauen und Verbindung dienen. Sie erfordern Stabilität und Zuversicht, um sie zu überqueren.
Brücken können auch als Erinnerung dienen, dass es manchmal notwendig ist, alte Wege zu verlassen und neue Wege zu erkunden, um voranzukommen. Wer sie überquert, lässt die Vergangenheit hinter sich und bricht zu neuen Ufern auf. Brücken führen ins Vertraute oder ins Ungewisse.
Brücken haben schon immer auch Dichter, Maler, Musiker und Philosophen fasziniert. Unzählige Zitate und Lebensweisheiten handeln über Brücken. Zum Beispiel: «Vieles wird besser, wenn wir statt Mauern Brücken bauen» oder «Wer eine Brücke überqueren will, muss die Seite wechseln.» Es gibt viele Redewendungen, in denen die Bedeutung der Brücke zum Ausdruck kommt: «Jemandem goldene Brücken bauen», «einen Brückenschlag suchen» oder «alle Brücken hinter sich abbrechen». Eine «Eselsbrücke» bauen ist eine weitere Redewendung, die uns im Alltag zur Gedankenstütze dient.
Brücken sind selbstverständlicher Teil unserer Sprache im direkten wie übertragenen Sinn. So ist von «überbrücken» die Rede, wenn man eine Übergangslösung braucht. «Er baut einem andern eine Brücke» ist daran anschliessend eine ebenfalls sehr oft genutzte Wendung und bedeutet: Er kommt dem anderen entgegen, unterstützt ihn und hilft. Eine «Brücke schlagen» bedeutet: aufeinander zugehen, sich entgegenkommen, sich in der Mitte treffen, gesprächsbereit sein. «Brücken bauen» bedeutet: Kompromisse suchen, versuchen eine einvernehmliche Lösung zu finden. Durch den Dialog und den Austausch von Ideen können neue Lösungen gefunden und Konflikte gelöst werden.
In einer Welt, die oft von Spaltungen und Konflikten geprägt ist, sind Brücken von grosser Bedeutung. Sie erinnern uns daran, dass wir alle miteinander verbunden sind und dass wir durch den Aufbau von Brücken eine bessere Zukunft schaffen können. Brücken verbinden, was vorher getrennt war. Das Besondere an einer Brücke ist, dass dadurch ein Standpunkt geschaffen wird, den es zuvor noch nicht gab. Wenn man sich auf eine Brücke begibt, lässt man seinen persönlichen Ausgangspunkt zurück und kann diesen aus der Perspektive seines Gegenübers betrachten. Es erschliesst sich eine neue Sicht auf seinen eigenen Standpunkt und gleichzeitig kommt man seinem Gegenüber näher. Nur gemeinsam können wir Kompromisse finden und die Herausforderungen unserer Zeit bewältigen.
«Lasst uns Brücken bauen!»
Susanne Stamm, Sozialberatung