Gedankensplitter zu Pfingsten
«Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu»
Pfingsten! Gottes Geist, der die verschüchterte Jüngerinnen- und Jüngerschar herauslockt und unerschrocken von Jesus erzählen lässt.
Pfingsten! Jesu Geist, der die Gabe der Vergebung schenkt.
Pfingsten! Gottes Erbe erneuert, sein Geist, der seit Anbeginn der Schöpfung in uns wohnt, mit neuem Leben erfüllt.
«Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu» – ja, liebe Leserinnen und Leser, dieser Leitvers im Kirchengesangbuch lässt mich immer wieder aufatmen und Hoffnung schöpfen. Dass in all den verkrusteten Strukturen unseres Lebens, unserer Welt und unserer Kirche neues Leben einkehren wird. Dass Lebensfeindliches durchbrochen wird, Mauern der Unmenschlichkeit eingerissen, geschlossene Türen der Selbstbezogenheit aufgestossen werden.
Dass frei wird, was unter Ängsten, Sorgen, Zögerlichkeit, Eifersucht, Aggression, Überforderung begraben ist. Dass Gottes Schöpfergeist, eingeschlossen im Dickicht unseres Selbst, befreit wird mit Jesu Liebesruf und Lebenshauch.
Wir sind nicht dazu bestimmt, uns von einem Leben und einer Welt überdecken zu lassen, die uns oft abweisend und garstig begegnen. Dem kalten Wind der Realität wollen wir den Liebeshauch Jesu entgegensetzen, der Leid und Tod überwunden hat, der uns selbst in der Tiefe des Grabes Hoffnung schenkt.
«Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu» – dieser Geist ist uns gegeben und wenn wir ihn wehen lassen, kann sich das Antlitz der Erde erneuern. Stellen Sie sich vor, wir Menschen unserer Pfarreien, unseres Pastoralraums, zusammen mit den Menschen anderer Konfessionen geben dem Geist Gottes in unserem Leben Raum. Lassen ihn wirken, unseren Horizont erweitern, unsere Mitmenschlichkeit wachsen. Was für eine Bewegung würde damit ausgelöst!
Stellen Sie sich vor, Christen weltweit, Kirchen weltweit, treten ein Stück zurück, verlassen sich nicht auf sich selber, schaffen Gottes Geist Raum. «Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu.» Welch ein Zeugnis!
Wir haben nicht alles in der Hand. Bei uns selber aber können wir beginnen. Raum schaffen, uns nicht mit uns selber ausfüllen. Mit all den Dingen, die uns so wichtig scheinen, all den Anforderungen an das Leben, die uns gefangen halten und uns ununterbrochen beschäftigen. Raum schaffen. Vielleicht vorerst nur ein paar Minuten täglich. Beim Warten auf den Bus. Im Wartezimmer. Still werden in den vielen «unnützen» Momenten unseres Alltags. Unnütze Momente. Lieblingsplätze von Gottes Geist – Ausgangsort für erneuertes Menschsein.
Viel Freude und Inspiration in den unnützen Momenten Ihres Lebens!
Bernadette Peterer, Pfarreiseelorgerin