GEDANKENSPLITTER
Hunger der quält – Hunger der öffnet
Am Aschermittwoch kommt mir immer eine Predigt von Basil Mzena aus Tansania in den Sinn. Vielleicht erinnern Sie sich, er wirkte für ein Jahr als Priester in unserem Pastoralraum. In besagter Predigt erzählte er uns, dass Fasten bei ihm zu Hause nicht zuerst auf Nahrung zu verzichten bedeutet; diese ist sowieso schon knapp. Es kann vielmehr heissen, jeden Tag etwas besser zu machen, besonders in zwischenmenschlicher Hinsicht. Menschen würden krank werden oder sterben, wenn sie zum Mangel an Nahrung auch noch fasten würden. Das hat mich erschüttert.
Die diesjährige Kampagne der Fastenaktion trägt den Namen «Hunger frisst Zukunft». Sie zeigt auf, dass Hunger nicht nur körperlich zu Mangelerscheinungen führt, dass vielmehr, gerade bei Kindern, auch geistige Entwicklungsprozesse beeinträchtigt werden können. Hunger, der quält.
Hunger raubt Energie, körperlich und geistig und verhindert, dass Menschen ihr Potential entfalten, ihre Zukunft gestalten können. Die Kampagne macht darauf aufmerksam und zeigt uns Wege auf, wie wir die Menschen unterstützen und Gegensteuer geben können.
Aber nicht nur die Kampagne, auch die Fastenzeit an sich will uns sensibilisieren für die Menschen um uns herum. Fasten an Nahrung, an Medien, an unguten Verhaltensmustern will uns öffnen, uns hungrig machen nach Sinn, nach Mitmenschlichkeit, nach christlicher Verwirklichung. Verzicht auf äussere Überfülle kann neu der Sehnsucht nach innerer Fülle Raum schaffen. Stille statt Reizüberflutung lässt uns unsere Mitmenschen neu hören und Gottes Stimme wahrnehmen, die so vielfältig in unser Leben hineinspricht. Hunger, der öffnet.
Unser solidarisches Fasten kann uns so Menschen näherbringen, die vom Hunger gequält sind. Und wem wir uns nahe fühlen, für den und die engagieren wir uns.
Die Gruppe Liturgie wird die Sonntagsgottesdienste in St. Maria unter dem Motto Hunger der quält – Hunger der öffnet mitgestalten und Ihnen so Inspiration für die Fastenzeit mit auf den Weg geben.
Ich wünsche Ihnen eine Fastenzeit, die hungrig macht. Auf Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden. Eine Fastenzeit, die hungrig macht auf Gott und sein Reich. Möge es spürbar und erfahrbar werden – schon heute.
Bernadette Peterer, Pfarreiseelsorgerin