GEDANKENSPLITTER
Segen und Dreifaltigkeit
Anfang Februar sind jeweils drei «berühmte» Segnungen im katholischen Brauchtum an der Reihe: Kerzensegnung, Hals- oder Blasiussegen und die Segnung des Agathabrotes. Praktisch alle Segnungen in unserer Kirche geschehen im Namen des Dreifaltigen Gottes, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Ich selber praktiziere nur ganz wenige Ausnahmen: Beim Kommuniongang segne ich Kinder vor der Erstkommunion mit einem Kreuz auf die Stirn und dem Zuspruch «Jesus segne dich!». Und gelegentlich brauche ich das Stossgebet: «Jesus, ich grüsse Dich, Du aber segne mich!»
Seit der Taufe sind wir eingeladen, uns mit Weihwasser und im Namen des dreifaltigen Gottes zu bekreuzigen, und so den Segen Gottes auf uns herabzurufen. Es ist nämlich eine Erfahrung der gesamten Christenheit: Aller Segen geht vom dreifaltigen Gott aus.
In der Liturgie der Messfeier begegnen wir der «spannenden Dreifaltigkeit»: Wir beten im Heiligen Geist durch den Sohn, Jesus Christus, zum Vater im Himmel. Also eine gewisse Hierarchie mit dem Ziel: Der Vater im Himmel. Beim Segen aber heisst es: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Also eine Gleichwertigkeit in Gott selber. Die segensreiche Kraft dieser göttlichen Spannung liegt im Geheimnis der göttlichen Liebe.
Unsere Kirche sucht gerade danach, dem durch mehr Synodalität Raum zu geben – zum Segen für die Kirche und die ganze Welt. Ob wir Christen und Christinnen aus dem Leben mit dem Dreifaltigen Gott einen segensreichen Beitrag im weltweiten politischen Ringen zwischen Diktaturen und Demokratien leisten können?
Menschen, die sich als Kinder Gottes verstehen – ganz abhängig vom Vater im Himmel und von ihm über alles geliebt –, Menschen, die sich in der Nachfolge Christi sehen – auf Augenhöhe mit Gott und ständig von ihm lernend –, und Menschen, die sich als «Tempel des Heiligen Geistes» erfahren – geheiligter Ort Gottes gerade auch in aller menschlichen Erbärmlichkeit –, können sicher dazu beitragen, dass die Welt an ihrem Lebensort ein Stück gerechter, barmherziger und friedlicher wird.
Pius Troxler, Pastoralraumpfarrer